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Sie sind professioneller Lachyoga-Trainer. Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Sammy Boroumand: Über die Katze meines Nachbarn, die öfter vor unsere Wohnung kommt, obwohl mein Mitbewohner allergisch ist. Über diese Ironie des Schicksals. Ich lache manchmal auch einfach für mich selbst.
Sie würden sich also als fröhlichen Menschen bezeichnen?
Boroumand: Inzwischen ja. Früher hatte ich eher eine Tendenz zum Melancholischen, aber mit dem Lachyoga hat sich das verändert. Ich versuche nun bewusst, auch Kleinigkeiten mit Freude wahrzunehmen.
Sie nehmen sich also vor, jeden Tag zu lachen?
Boroumand: Ja, und ich versuche auch diese Freude dann weiterzugeben. Ich bin Physiotherapeut und habe viel mit Patienten zu tun, die große Schmerzen haben. Sie erleben ihre Tage mit Elend, und ich versuche, sie mit humorvollen Gesprächen davon abzulenken.
Ist das auch ein Ansatz beim Lachyoga?
Boroumand: Lachyoga ist eine Methode, bei der man lernt, ohne Grund zu lachen. Es ist am Anfang nicht leicht, aber wenn wir anfangen zu lachen, dann kommt die positive Stimmung von selbst. Das Gehirn kann nämlich nicht zwischen echtem und unechtem Lachen unterscheiden und schüttet in beiden Fällen die gleichen Glückshormone aus.
Woher kommt Lachyoga?
Boroumand: Erfunden hat es Dr. Madan Kataria aus Mumbai. Er entwickelte 1995 eine Synthese aus Lachen und Yoga. Er war Arzt und stellte fest, dass seine Patienten durch Lachen die Schmerzen vergessen können. Inzwischen gibt es weltweit etwa fünf Millionen aktive Lachyoga-Teilnehmer, und allein 200 Lachclubs in Deutschland.
Wie sind Sie zum Lachyoga gekommen?
Boroumand: Ich habe Lachyoga bei einem Freund in Holland kennengelernt, und es hat mir gleich gefallen. Ich habe dabei eine Freude in mir wiederentdeckt, die ich lange Zeit, seit meiner Auswanderung aus Persien, nicht mehr hatte. Plötzlich habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, mein inneres Kind wieder wahrzunehmen.
Wenn Sie vom inneren Kind sprechen, bedeutet das gleichzeitig, dass Erwachsene eigentlich zu wenig lachen?
Boroumand: Kinder lachen etwa 300 Mal am Tag, Erwachsene dagegen nur 15 Mal. Sie machen sich einfach viel zu viele Gedanken, wie sie mit ihrem Lachen auf andere wirken könnten. Kinder lachen einfach drauf los.
Erwachsene haben also eher Hemmungen, ihre Freude rauszulassen. Kann Lachyoga da helfen?
Boroumand: In jedem Fall. Es hilft, das innere Kind wiederzuentdecken und den Problemen des Alltags mit Freude und Gelassenheit zu begegnen. Man lernt, die Dinge mit anderen Augen zu sehen und Probleme mit Humor zu lösen.
Man sagt immer, Lachen ist gesund. Ist das tatsächlich so?
Boroumand: Beim Lachen passiert viel im Körper: Die Durchblutung verbessert sich, Glückshormone werden ausgeschüttet, die Immunabwehr wird stimuliert. Zudem werden 15 Muskeln im Gesicht und 80 im restlichen Körper aktiviert.
Lachen ist also auch Sport?
Boroumand: Man sagt, eine Minute Lachen entspricht etwa zehn Minuten Joggen. Zudem ist Lachen das beste Antidepressivum. Wenn man lacht, werden alle anderen Gedanken ausgeschaltet. Man ist ganz bei sich, es ist schon ein meditativer Zustand. Das ist auch die stärkste Verbindung zu Yoga.
Beim Yoga gibt es Atemübungen und verschiedene Figuren. Ist das beim Lachyoga auch so?
Boroumand: Es wechseln sich meist Lachübungen, die eine Anspannung mit sich bringen, mit entspannenden Atemübungen ab. So kann man sich von Stress und Blockaden befreien. Ich denke, es gibt viele Menschen, die viel zu ernsthaft über unnötige Dinge nachdenken. Ernsthaftigkeit ist für mich eine Krankheit.
Löwen-Lachen oder Geisha-Lachen sind Begriffe des Lachyoga. Wie viele verschiedene Arten zu lachen gibt es?
Boroumand: Es gibt Tausende Lachtechniken, die alle unterschiedliche Organe aktivieren. Das Löwen-Lachen ist zum Beispiel sehr laut und gut für den Rachen.
Viele Menschen können sich unter Lachyoga nichts vorstellen. Wird es deshalb oft belächelt?
Boroumand: Viele sagen, es ist albern. Aber ich glaube, dass der Bedarf da ist, weil Leistung immer wichtiger wird und die Menschen auf der Arbeit stark belastet sind. Die Menschen sollen sich der gesunden Balance zwischen Körper und Geist bewusstwerden und mit Freude dem Alltag begegnen. Wir haben die Möglichkeit, unsere Psyche zu beeinflussen und pessimistische in optimistische Gedanken zu verwandeln – und weniger auf Glücksverderber einzugehen.
Glücksverderber?
Boroumand: Das sind Dinge und Menschen, die im Alltag schlechte Laune verbreiten. Da muss man lernen, ganz bei sich zu bleiben.
Haben Sie ein Lieblingslachen?
Boroumand: Viele. Am liebsten mache ich die Lachmeditation, bei der man einfach im Kreis sitzt und loslacht, ohne Worte.
Zur Person
Sammy Boroumand (55) kommt aus Ahwaz (Iran). Seit 1984 lebt und arbeitet der Physiotherapeut, der einen Sohn hat, in Neuwied. Als Lachyoga-Lehrer ist er nebenberuflich seit fünf Jahren tätig, auch für die Volkshochschule Bonn.